Zitat Der Alltag lässt sich schon durch kleine Eingriffe erleichtern, versichert Architekt Gerhard Plaß. Beim Infoabend des Arbeitskreises Soziales erläutern er und andere Experten, wie man im Alter zurecht kommt.
Marktredwitz - Vertraute Gegenstände wie das alte Mobiliar, die Bilder, der gewohnte Blick aus dem Fenster, die Nachbarschaft. Architekt Gerhard Plaß weiß, worauf es den Menschen im Alter ankommt. Nämlich dass sie solange wie möglich in ihren eigenen vier Wänden bleiben können. Als der Thiersheimer beim Vortragsabend des Arbeitskreises Soziales in die gut 60 Gesichter blickt, stößt er auf etliche ratlose Blicke. Denn viele leben in engen, kleinen Wohnungen oder Siedlungshäuschen, wo man mit dem Rollstuhl oder Rollator wohl permanent anecken würde, käme man überhaupt erst um die Ecke.
"Ja, bestimmte Regeln muss man einhalten", klärt der Architekt auf. "Rollstuhlgerecht bedeutet einen Radius von 1,5 Metern." Und Türen müssten auch für Rollstuhlfahrer nicht breiter sein als 80 Zentimeter. "Das muss man wissen, lassen Sie sich da nichts anderes einreden", warnt der Experte aus Thiersheim vor übereifrigen Planern. Um Barrierefreiheit zu bekommen, brauche man einen Platz von 1,2 Metern neben dem Bett.
Der Alltag lasse sich schon durch kleine Eingriffe erleichtern, klärt Plaß auf. Oft genügten Handläufe. Wo enge, steile Treppen nach oben führen, "muss man einen Kompromiss schließen und seinen persönlichen Lebensbereich auf das Erdgeschoss reduzieren, wo man sich selbst oder mithilfe von Familie und Nachbarn versorgen kann". Um Arbeitshöhen komfortabel einzurichten, reiche meist ein Schreiner aus, ohne eine Küche völlig neu einzubauen. "Aber hohe Schränke sind ein für allemal verloren", sagt der Architekt offen und ehrlich.
"Kleine Änderungen können das Leben entscheidend verbessern", fährt er fort und ist beim Thema Bad. "Wenn die tägliche Hygiene nicht mehr funktioniert, bedeutet dies in der Regel den Schritt ins Heim." Meist sei es unproblematisch, ein Bad umzubauen. "Aber da muss die Wanne raus und durch eine ebenerdige Dusche ersetzt werden. Das empfehle ich heute sogar jungen Menschen, die eben erst neu bauen."
Bürgermeister Klaus Haussel hört ebenso aufmerksam zu wie die vielen Besucher, "denn wir möchten, dass Sie bei uns wohnen bleiben". Immerhin seien viele der Zuhörer in Marktredwitz geboren, hätten hier eine schöne Jugend verbracht und ihr arbeitsreiches Leben. Dank des Engagements von Gisela Wuttke-Gilch und ihren Mitstreiterinnen gebe es Infoabende wie diesen. Denn angesichts des demografischen Wandels müsse man sich mit dem Thema Alter intensiver befassen. Und zwar alle.
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27.09.2012 18:46
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