Starfotograf Gianfranco Angelico Benvenuto setzt 12 nackte Rollstuhlfahrerinnen als „Engel ohne Flügel“ ins Bild und sorgt damit für einen Skandal in Italien
Zitat „Nacktkalender schockt Italien – Darf man Behinderte erotisch fotografieren?“ titelte die Internetplattform von „Bild“ und „T-Online“ am 7. Januar. Was im katholischen und machistischen Italien noch einen handfesten Skandal auslöste, wurde hierzulande sogleich nüchterner kommentiert. „Wir haben nichts gegen die schönen Fotos, zumal sich die behinderten Frauen selbst zur Verfügung gestellt haben“, sagte Dr. Stefan Heinik, Vorsitzender des Sprecherrates des Deutschen Behindertenrates. Und so erledigt sich die Frage von „Bild“, Gralshüter des urdeutschen Machismus, eigentlich von selbst: Natürlich darf man Menschen mit Behinderungen erotisch fotografieren! Denn wenn dies so natürlich und ungeniert und zugleich hintersinnig und selbstironisch in Szene gesetzt wird wie im Werk Benvenutos, dann können wir uns an schönen Frauen im Rollstuhl sowohl sinnlich als auch intellektuell erfreuen. Da ist Vanessa, die mit dem Rolli nackt und sympathisch lächelnd durch eine Fußgängerzone flaniert – unbemerkt, weil alle Passanten bunte Augenbinden tragen. Das Bild ist eine Chiffre, die verdeckt und zugleich enthüllt: Wer ist hier eigentlich behindert? Oder Anna, das obskure Objekt der Begierde von außerirdisch grünen Händen, die aus einem Gebüsch hervorzuwachsen scheinen, den nackten Körper begierig bedecken und ihn zugleich dem natürlichen Umfeld