Viele Menschen sind auf eine freie Durchfahrt auf dem Gehweg angewiesen.
Wittenberg (aw). „Engpass!“ – heißt die Kartenaktion des Bundesverbandes Selbsthilfe Körperbehinderter (BSK). „Manche Autofahrer parken soweit auf dem Gehweg, dass der für Ropllstuhlfahrer unpassierbar ist. Für Passanten mit Kinderwagen, Gehilfen oder für Rollstuhlfahrer bleibt als Ausweichstrecke nur der gefährliche Umweg über die Fahrbahn“, erklärt BSK Sprecherin Mareike Homann den Hintergrund der Aktion gegen Gehwegparker: „Mit witzigen Hinweiszetteln wollen wir darauf aufmerksam machen, dass viele Menschen auf eine freie Durchfahrt auf dem Gehweg angewiesen sind.“
Die Kärtchen haben auf der Rückseite einen Haftstreifen und können damit am Fahrzeug angebracht werden. Oft fehlt bei den Autofahrern einfach nur das Problembewusstsein: „Wir wollen den fließenden Verkehr nicht behindern“, bekommen die Politessen vom Wittenberger Ordnungsamt immer wieder zu hören. Ordnungsamtsleiter Jörg Bielig: „Genau das ist falsch – parken auf Gehwegen ist laut Straßenverkehrsordnung verboten und wird von uns geahndet.“ Auch Randstreifen gelten als Gehweg, wenn ein Bordstein vorhanden ist. Bei falschem Parken auf Gehwegen bittet die Stadt den Übeltäter mit 15 Euro zur Kasse, bei großer Behinderung sind sogar 25 Euro fällig.
„Das Problem haben wir im gesamten Stadtgebiet“, bestätigt Bielig und nennt Beispiele: In der Dessauer Straße (Höhe Christuskirche) laden die breiten Gehwege auf beiden Seiten der Fahrbahn zum Falschparken ein. Beschwerden kommen von Anwohnern aus der Katharinenstraße: Autos versperren den Fußweg, und auch in der Mittelstraße verteilen die Ordnungshüter fleißig Knöllchen. „Mit Hauseigentümern, die ihr Fahrzeug quer auf dem Fußweg vor ihrer Einfahrt parken, müssen wir uns richtig rumzanken“, sagt Bielig.
„Das erlebe ich sehr oft“, bestätigt Elisabeth Kaiser, Leiterin der Wittenberger SHG Rollstuhlfahrer Bauen und Verkehr: „Für uns Rollstuhlfaher ist das Verlassen des Bürgersteigs mit großen Risiken verbunden, oft fehlen Absenkungen.“ Als Beispiel nennt sie die Wichernstraße: „Wenn im Theater Vorstellungen sind, komme ich dort überhaupt nicht vorbei.“ Und auch in der Sternstraße, wo es dank großer Initiativen der SHG viele rollstuhlgerechte Absenkungen gibt, wären diese ständig zugeparkt.
„Schrägen haben eine magische Anziehungskraft auf Falschparker“, ärgert sich die Rollstuhlfahrerin über bequeme Autofahrer, die sich nicht in die Lage von Behinderten versetzen können. Die Kartenaktion vom BSK begrüßt sie: „Wir hatten schon viele Aktionen, um auf unsere Anliegen Aufmerksam zu machen, wichtig ist – dranbleiben.“
10 dieser Kärtchen erhält man kostenlos beim BSK e.V. gegen Einsendung eines frankierten (55 Cent) und adressierten Briefumschlags (C6 oder DIN-lang): BSK e.V., Gehwegparker-Karten, Postfach 20, 74236 Krautheim oder unter www.bsk-ev.org/2702/gehwegparker.
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18.07.2012 12:01
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