Martin Zierold ist gehörlos. Ilja Seifert sitzt im Rollstuhl. Beide machen Politik. Der eine in seinem Bezirk, der andere im Bundestag. Ein Gespräch über die Probleme als behinderter Politiker, das Bohren dicker Bretter und persönliche Ziele.
Text: Beate Krol Bild: Sybille Fendt
Ilja Seifert: Bevor wir loslegen, möchte ich Sie erstmal zur Wahl in die Bezirksverodnetenversammlung Berlin-Mitte beglückwünschen! Toll, dass Sie das geschafft haben. Martin Zierold: Danke! Ich bin auch sehr glücklich. Es ist das erste Mal in Deutschland, dass eine taube Person Einzug in ein politisches Gremium hält. Das ist für mich persönlich und für die Taubengemeinschaft [die derzeit gängige Bezeichnung für Menschen, die die Gebärdensprache als ihre Muttersprache verwenden; Anm. d. Red.] ein ganz großer Sprung.
MENSCHEN: Wie ist es Ihnen gelungen, aufgestellt und gewählt zu werden? Martin Zierold: Ich war in der Jugendbewegung der Grünen aktiv und da waren auch sechs andere Gehörlose dabei. Weil wir alle in Berlin-Mitte wohnen, haben wir uns häufiger getroffen und geschaut, wo wir uns engagieren können. Wir sind dann zu den Grünen im Bezirk gegangen. Als die Wahlen näher rückten, fragte mich jemand, ob ich mir vorstellen könnte, mich für die Landesliste oder die Bezirksverordnetenversammlung aufstellen zu lassen. Ich habe dann gesagt, dass ich gern im Bezirk anfangen würde.
MENSCHEN: Warum haben Sie nicht gleich den Berliner Senat angesteuert? mehr ......