Reutlingen. Der Schwanen-Vater hat sich mit dem Rollstuhlfahrer versöhnt und fährt am Markwasen-See inzwischen einen Schmusekurs.
Monatelang musste sich Erwin Schupp bei seiner täglichen Rundfahrt durch den Sport- und Freizeitpark immer dann sehr in acht nehmen, wenn er am Markwasen-See vorbeikam. Da nämlich wurde der im Rollstuhl sitzende 83-jährige Tierfreund von einem Höckerschwan verfolgt und attackiert - mit lautem Fauchen, Schnabelhieben und kräftigen Flügelschlägen gegen sich selbst und auch seinen Rollstuhl. "Früher habe ich den ganz friedlichen Schwan jeden Tag gefüttert, bis er plötzlich so böse geworden ist", sagte Schupp Anfang Juni. "Dabei habe ich ihm nie etwas getan." Schupp bekam Angst, denn der Schwan ist ja viel schneller als der Rolli-Fahrer.
Seit ein paar Tagen nun hat der zuvor so aggressive Schwan - "Chef" der aktuell nach wie vor sechsköpfigen Schwanen-Familie - ganz offensichtlich umgedacht und ist auf Schmusekurs gegangen. Wenn er den Rollstuhlfahrer schon von weitem sieht, kommt er spontan ans Ufer geschwommen oder gar geflogen, bleibt aber zunächst noch im Wasser. Wenn ihn Schupp dann ruft, kommt er an Land und postiert sich ganz friedlich neben dem Rollstuhl. Für "Lump", wie er ihn liebevoll nennt, hat der Reutlinger stets ein "Leckerli" bei sich. Aber auch wenn nicht, bleibt der Schwan bei ihm, um anschließend, wenn Schupp wieder Fahrt aufgenommen hat, neben oder vor ihm her zu laufen - ganz friedlich, versteht sich. DIETMAR CZAPALLA