Querschnittslähmung
Mit vollem Tempo in die Bewegungslosigkeit
FOCUS Online Querschnittslähmung: Vom Rollstuhl aufs Rennrad
Samuel Kochs Unfall bei „Wetten, dass …?“ zeigt auf brutale Weise: Eine Querschnittslähmung reißt gesunde Menschen mit Wucht aus der Normalität. Einige kommen damit nie zurecht, andere erkämpfen sich ein neues Leben.
Als Michael Teuber realisierte, dass er mit seinen Freunden gerade eben einen schweren Autounfall gehabt hatte, war ihm klar, dass etwas nicht stimmte. Der damals 19-Jährige hatte während des Unfalls auf einer französischen Autobahn nie das Bewusstsein verloren, umso bewusster nahm er wahr: Er konnte seine Beine nicht mehr bewegen. Schnell waren Rettungskräfte vor Ort, innerhalb kurzer Zeit konnte er in eine spezialisierte Unfallklinik gebracht werden, und in Windeseile lag der Abiturient auf dem OP-Tisch. Kostbare Zeit, weiß er heute, die ihm vielleicht Schlimmeres erspart hatte. Die Diagnose: inkomplette Querschnittslähmung. Der zweite und dritte Lendenwirbel waren gebrochen, Knochensplitter hatten sich ins Rückenmark gebohrt. „Rollstuhl war die Diagnose“, sagt der heute 43-jährige Profisportler, der bereits mehrmals auf seinem Rennrad bei den Paralympics angetreten ist und mehrere Goldmedaillen gewonnen hat.

Auch für Samuel Koch war im Bruchteil einer Sekunde nichts mehr so, wie es vorher war. Bei seinem Einsatz bei „Wetten, dass …“ stürzte er schwer und verletzte sein Rückenmark so massiv, dass er bis heute ein Pflegefall ist. Immerhin kann er mittlerweile Schultern und Arme wieder ein wenig bewegen – gerade so viel, dass er seinen Rollstuhl selbst steuern kann. Aktionen, wie sie Michael Teuber mittlerweile wieder ausführen kann, auch ein unabhängiges Leben, liegen für den ehemaligen Sportler in weiter Ferne. Es wäre für ihn bereits ein großer Schritt, wieder eigenmächtig eine Fliege verscheuchen zu können, beschreibt der junge Mann in Peter Hahnes ZDF-Talk am Sonntag seine aktuelle Situation.

Keine Wunder, aber das Mögliche ausreizen
Dennoch: Beide Männer einen Charakterzüge – unerschütterlicher Optimismus und ein eiserner Wille, das maximal Mögliche auszureizen, und wenn es noch so viel Anstrengung kostet. „Es hätte schlimmer kommen können“, sagte der 23-jährige Koch. „Ich atme.“ Ähnliches beschreibt auch Teuber: „Es gab schon Tage, Abende, Nächte des Frustes, des Nicht-mehr-weiter-Wissens. Ich habe einfach daran geglaubt, dass ich mich wieder verbessern kann. Ich habe auch kleine Fortschritte gespürt, so dass ich drei, vier Wochen nach dem Unfall schon daran geglaubt habe, dass ich zumindest wieder mehr können werde als ich es zu diesem Zeitpunkt konnte.“ Es sind die kleinen Erfolge, die Mut machen – auch für schwere Fälle wie Koch. Auch er spürt Fortschritte im sensorischen Bereich.

Klaus Röhl, Chefarzt am Zentrum für Rückenmarkverletzte und der Klinik für Orthopädie der Berufsgenossenschaftlichen Kliniken Halle/Saale kennt diese Fälle: junge Menschen, die mit unerschütterlichem Glauben an sich arbeiten und gegen ihre Behinderung ankämpfen. Wunder bewirken kann auch äußerste Disziplin nicht. „Die Verletzung an sich kann auch ein eiserner Wille nicht mehr ändern, denn sie passiert im Unfallmoment. Ändern kann man aber die Einstellung – das heißt, wie bereit ein Patient ist, an die eigenen Grenzen zu gehen, sich mit Problemen auseinanderzusetzen und sich auch von Rückschlägen nicht verunsichern zu lassen“, bestätigt der Facharzt für Orthopädie, Chirotherapie und Rehabilitationswesen

auf der Seite gibt es noch ein Video
mehr ......