Nach drei Jahren harter Arbeit könnte bald alles zu Ende sein. Das Bonner Kompetenzzentrum Behinderung / akademische Bildung / Berufe, kurz Kombabb, steht zum heutigen 30. Juni vor dem Aus. Trotz positiver Signale vom Land, wird das Projekt nicht verlängert.

Trotz stets po sitiver Signale steht Kombabb vor dem Aus, „dabei waren wir noch nicht auf dem Höhe punkt unserer Arbeit ange langt“, sagt die stellvertreten de Projektleite rin Viktoria Przytulla. (Foto: Klodt)

BONN - Nach drei Jahren harter Arbeit könnte bald alles zu Ende sein. Das Bonner Kompetenzzentrum Behinderung / akademische Bildung / Berufe, kurz Kombabb, steht zum heutigen 30. Juni vor dem Aus. Obwohl die Signale von der nordrhein-westfälischen Landesregierung in Düsseldorf stets positiv waren, erreichte die stellvertretende Projektleiterin Viktoria Przytulla vor wenigen Tagen ein lapidarer Anruf aus dem Sozialministerium: Es gibt keine Verlängerung für das Projekt.
Dabei hatte es immer geheißen, dass sich noch eine Lösung finden lasse. Kombabb kümmert sich um Behinderte und chronisch Erkrankte, die auf die Hochschule wollen, oder um solche, die vielleicht noch gar nicht wissen, dass sie zu einem Studium in der Lage sind.

Mit drei Mitarbeitern auf zwei vollen Stellen informiert die Einrichtung in Schulen in ganz Nordrhein-Westfalen von Bielefeld über Düsseldorf bis Köln. Sie helfen bei Anträgen für eine Spracherkennungssoftware oder eine Assistentenstelle, suchen Gespräche mit Professoren, wenn es um zusätzliche Prüfungspausen für chronisch Kranke geht. Oder sie organisieren einen Gebärdendolmetscher. Legastheniker, Gelähmte, Taube, Sehbehinderte oder Rheumatiker berät Kombabb.

Das Besondere an der Organisation: Die Mitarbeiter kennen die speziellen Probleme, denn sie sind selbst behindert und wissen deshalb, wo der Schuh drückt. So eine Einrichtung existiert kein zweites Mal im Bundesgebiet. Das Projekt war zunächst auf zwei Jahre festgelegt und wegen des Zulaufs dann um ein weiteres Jahr verlängert worden. „Auf dem Höhepunkt unserer Arbeit sind wir noch nicht angelangt“, sagt Przytulla. Im Projektzeitraum habe sich die Zahl der abgehaltenen Informations-Veranstaltungen verdoppelt, die der regelmäßigen Beratungen wuchs Jahr für Jahr. Im ersten Halbjahr 2011 kamen 74 Klienten zu Kombabb, die Mitarbeiter führten 98 Beratungen durch. Mit Lob sparten die Ministerien deshalb nicht. Ein Vorzeigeprojekt sei Kombabb, hieß es noch Anfang Mai aus dem Sozialministerium bei einer Veranstaltung in Düsseldorf, erzählt Przytulla.

Doch jetzt scheint Kombabb in die Behördenmühlen geraten zu sein: Das Sozialministerium, das bislang die Finanzierung von 180 000 Euro jährlich übernommen hat, sieht nach erfolgreicher Projektphase die weitere Zuständigkeit entweder beim Schul- oder beim Wissenschaftsministerium des Landes, denn eine feste Etablierung fiele in einen dieser Bereiche. Das Wissenschaftsministerium winkt ab: „Nicht zuständig“, gibt Przytulla die mündliche Stellungnahme wieder. „Vom Schulministerium gibt es keine Finanzierung, weil die Studien- und Berufsberatung nicht zu unserer originären Aufgabe gehört", sagte Sprecher Jörg Harm gegenüber der Rundschau.

Die Versprechen von Sozialminister Guntram Schneider sieht Kombabb konterkariert: „Unser Ziel ist die volle Teilhabe behinderter Menschen am gesellschaftlichen Leben“, hatte Schneider zu Beginn seiner Amtszeit gesagt. „Wie viel wert ist der Landesregierung und den Landesministerien die volle und wirksame Teilhabe behinderter und chronisch erkrankter Menschen auch im Bereich der höheren Bildung, wenn die Fortführung der Arbeit an der Nichtzuständigkeit von Ministerien scheitert?“, fragt sich Kombabb-Leiter Christian Papadopoulos.


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