Die Industrie überschwemmt den Markt mit Lebensmitteln, die vor Schlaganfall, Schnupfen und Schrumpelhaut schützen sollen - doch nur wenige der schönen Versprechen lassen sich wissenschaftlich untermauern. Wie sieht gesunde Ernährung wirklich aus?
Über dem Arbeitsplatz von Laurent Schmitt hängt ein säuerlicher Geruch. Die Wände sind weiß gekachelt, an der Decke ziehen sich dicke Rohre aus Edelstahl entlang, Maschinen summen. Draußen vor der Tür hat Schmitt weiße Plastikschuhe übergestreift; sein Haar ist unter einer Art Duschhaube verschwunden.
Der Verfahrenstechniker herrscht über eine Hightech-Molkerei - allerdings ist sie um ein Vielfaches kleiner als eine normale Anlage. Die Mini-Fabrik liegt im Erdgeschoss des Danone-Forschungszentrums in der Nähe von Paris. Hier lässt der Nahrungsmittelkonzern die Joghurts der Zukunft anrühren.
Das Ziel sind Desserts, die nicht nur extra cremig sind (wie das die Deutschen lieben) oder stichfest, so dass der Löffel eine kleine Abbruchkante hinterlässt (wie es die Franzosen gern sehen). Was die stählernen Fermentationstanks in Schmitts Reich verlässt, soll dem Konsumenten auch noch Gesundheit und Wohlbefinden verheißen oder vor Vergesslichkeit schützen.
All das soll ein Joghurt können? Essen als Medizin? Der französische Milch-Multi glaubt fest daran; weltweit rund 500 Wissenschaftler wollen es beweisen. Allein am Standort Palaiseau bei Paris tüfteln 360 Mikrobiologen, Lebensmitteltechniker und Biochemiker an neuen Rezepturen.