Intelligenz ist erblich – damit versetzte Thilo Sarrazin dem deutschen Egalitätsglauben einen Stich. Dabei ist längst klar: Das Erbgut ist der Samen, die Umgebung der Dünger. Zwei Zahlen benötigte Thilo Sarrazin Ende August, um die Republik in helle Aufregung zu versetzen: Intelligenz sei zu 50 bis 80 Prozent erblich, schrieb der ehemalige Bundesbanker in seinem Buch „Deutschland schafft sich ab“. Ein Proteststurm brach los.
Dabei hatte Sarrazin lediglich ausgesprochen, was unter Neuroforschern, Genetikern und vielen Pädagogen längst weit verbreitete Ansicht ist. Robert Plomin vom King´s College London etwa besitzt Daten von mehreren tausend Versuchspersonen und ist überzeugt: „Die Beweise für die Erblichkeit intellektueller Leistungen sind besser als in jedem anderen Bereich der Lebenswissenschaften.“ Studien zeigen beispielsweise mehr Übereinstimmungen im IQ zwischen eineiigen Zwillingen als zwischen zweieiigen. Aber auch Plomin weiß: „Das Phänomen ist zu vielschichtig für einen einfachen Mechanismus.“ Hunderte DNA-Abschnitte greifen wie Rädchen eines Uhrwerks ineinander.