Neurodegenerations-Mechanismus bei MS entdeckt 09.01.2013
HAMBURG (Biermann) - Hamburger Forscher haben ein Molekül entdeckt, das beim Absterben von Nervenzellen eine zentrale Rolle spielt. Mit einem für die Diabetes-Therapie zugelassenen Medikament ließen sich die Nerven im Mausmodell schützen. Wie der Wissenschaftler Dr. Manuel Friese in "Nature Medicine" berichtet, haben er und seine Kollegen einen bisher unbekannten Kommunikationsweg von Nervenzellen und eine Blockademöglichkeit hierfür entdeckt.
"Wir konnten erstmals zeigen, dass beim Untergang von Nervenzellen im Rahmen von chronischen Entzündungen des Nervensystems wie MS ein spezielles Molekül namens TRPM4 eine zentrale Rolle spielt", erklärte der Forscher. Das Molekül bildet einen Kanal in der Zellmembran von Nervenzellen, durch den Natrium-Ionen von außen in die Zellen einströmen.
"Durch eine chronische Entzündung wird der Kanal dauerhaft aktiviert und es fließen ständig Natrium-Ionen in die Zelle. Diese nimmt dann vermehrt Wasser auf, um den Ionenhaushalt im Gleichgewicht zu halten. Die unabwendbare Folge: Die Nervenzelle schwillt an und stirbt ab", erläuterte Friese.
Im Mausmodell gelang es den Forschern jedoch, den Kanal mit Hilfe eines Wirkstoffs zu blockieren, der in der Diabetes-Therapie eingesetzt wird. "Die Inaktivierung des Ionenkanals bewirkt, dass die Nervenzellen überleben, auch wenn die Entzündung im Nervengewebe unverändert fortschreitet. Das zeigt: Eine pharmakologische Blockade des Ionenkanals ist prinzipiell möglich und könnte von therapeutischem Nutzen sein", sagte F mehr ......